Schmidt, Johann Andreas (12. 6. 1726)
Grunddaten
Person
Ja


Das Biogramm hat lange teilweise von weit her kommende Formulierungen enthalten, die bei näherer Betrachtung nicht zu halten waren:

Tatsächlich hat Schmidt nicht in Altdorf studiert. Er hat sich dort zwar am 4. Mai 1673 a. St. immatrikuliert, war aber nach Auskunft von F. Weise (s. u.) bereits am 15. Mai a. St. in Jena, wo er sich nach Auskunft der Matrikel im Sommersemester 1673 eingeschrieben und sein Studium wie seine akademische Karriere vor dem Wechsel nach Helmstedt absolviert hat.

Nach Leibniz' Aussage hatte Schmidt bereits in Jena (seit wann?) auch "professionem Mathematum" inne; diese zweite Professur sollte er auch in Helmstedt bekommen, wie Leibniz Ludolf Hugo gegenüber anregt (I, 10 N. 61, S.74) und in einem Brief an F. S. Löffler wiederholt (ebd. N. 480). Nachdem Löffler in Verhandlungen mit Schmidt diesem eine zusätzliche mathematische Professur in Aussicht gestellt hat (ebd. N. 482), bringt auch Schmidt diese Frage auf, und zwar in dem Brief, der die Korrespondenz mit Leibniz eröffnet (ebd. N. 323). In Leibniz' Antwort (ebd. N. 339) ist allerdings nicht von einer zweiten Professur die Rede, sondern nur vom bereits L. Hugo gegenüber erwähnten Präzedenzfall P. Heigels, der, nachdem er 1679 zum ordentlichen Professor der Theologie avanciert war, "aliquid ultra [gegenüber G. W. Molanus spricht Leibniz in I, 11 N. 496 von 100 thl.; vgl. auch I, 12 N. 16] habuit, ut Matheseos docendae provinciam non plane omitteret" und die "mathesin superiorem" pflegen sollte. Zuvor hatte Heigel seit 1666 eine Professur der Mathematik und Physik innegehabt. Das Heigel-Modell befürwortet Leibniz im Januar 1692 auch offiziell gegenüber den Geheimen Räten in Wolfenbüttel (I, 11 N. 3), und dabei bleibt es in der Folge, trotz zeitweiliger Bedenken Schmidts, der Neid unter den Kollegen fürchtet. Nun ist auch ganz offiziell von zwei Professuren die Rede: Es wird beschlossen, "Theologicae antiquitatum Sacrarum philosophicam adjungi Mathematum Superiorum Professionem" (ebd. N. 291; vgl. auch N. 315) bzw. "Addita simul fuit professioni theologicae altera superiorum mathematum" (ebd. N. 304), wobei allerdings die mathematische Professur als Extraordinariat gilt (vgl. I, 14 N. 25). Die bis in die jüngste Zeit in verschiedenen Varianten wiederholte Formulierung der ADB: "Neben seinem Hauptfache, der Kirchengeschichte, erhielt er auch die Erlaubniß, Vorlesungen über Mathematik zu halten." ist insofern irreführend und entspricht nicht dem Quellenbefund.

Als Abt von Mariental wurde Schmidt am 29. März 1699 a. St. eingeführt; vgl. I, 16 N. 438.

Fundstellen überprüft. I, 12, S. 133. 200 beziehen sich vielmehr auf Gustav Daniel Schmidt. I, 18, S. 62 ist zu streichen, I, 21, S. 506. 550 beziehen sich vielmehr auf Johann Schmid. III, 6 N. 24, S. 67 Z. 1 Erl. ist in dem Sinne zu korrigieren, dass Schmidt zwar 1690 eine Berufung zum Pfarrer an St. Jacobi in Augsburg erhielt, aber ablehnte; den Ruf nach Helmstedt erhielt er Ende April 1695 (vgl. I, 11 N. 304), die Bestallung folgte am 28. September (8. Oktober) 1695, vgl. die Nachweise I, 10 N. 61 Erl.; "in numerum professorum receptus" am 9. (19.) November 1695 (I, 12 N. 125).

Namen
Hauptansetzung
Schmidt, Johann Andreas

Namensvariante
Schmidius

Namensvariante
Smidius

Namensvariante
Schmid

Namensvariante
Smidt

Namensvariante
Smith

Lebensdaten
männlich

28. 8. 1652 a. St.
Worms


12. 6. 1726
Kloster Mariental (Landkreis Helmstedt)

16. 6. 1726
Helmstedt (Universitätskirche)

Schmidt, Johann Andreas — Geb. Worms 28. 8. (7. 9.) 1652, gest. Kloster Mariental (Landkreis Helmstedt) 12. 6. 1726. — Nach frühem Verlust der Eltern seit 1667 beim Großvater in Augsburg erzogen. Ab dem Sommersemester 1673 Studium der Philosophie und Theologie in Jena. 1676 Magister, 1679 Adjunkt der Philosophischen Fakultät in Jena, 1683 o. Professor für Logik u. Metaphysik in Jena, 1694 Lic. theol., 1695 Dr. theol.; November 1695 Professor der Theologie und Kirchengeschichte sowie der höheren Mathematik in Helmstedt. 1699 Abt von Marienthal, 1701 Mitglied der Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.
Religionszugehörigkeiten
lutherisch
Funktionen
Adjunkt der Philosophischen Fakultät in Jena
1679
Professor der Logik und Metaphysik in Jena
1683 (Oktober)
Professor der Theologie in Jena
1694 (von der Fakutät nominiert)
Professor der Theologie und Kirchengeschichte und der Höheren Mathematik in Helmstedt
1695 (9. 11. a. St.)
Abt von Kloster Mariental
1699 (29. 3. a. St.)
Mitglied der Berliner Sozietät der Wissenschaften
1701 (11. 3.)
Akademische Titel
Doktor der Theologie in Jena
1695 (September)
Lizentiat der Theologie
1694 (Dezember)
Magister der Philosophie in Jena
1676 (August)
Fundstellen
I | 6
375.
I | 8
469.
I | 9
357.
I | 10
74. 78. 344. 441. 467. 500. 523. 532. 680. 689 f. 691. 692 f.
I | 11
5 f. 31. 130. 334. 474. 729. 730 f. 764.
I | 12
3. 21 f. 29. 60 f. 62. 72 f. 79. 82. 83. 86. 108. 258. 284. 357. 418. 460. 508. 509. 510. 618. 684 f. 711. 737.
I | 13
182. 188. 193. 218. 257 f. 271. 323. 324. 346. 485. 551. 700.
I | 27
I | 28
I | 29
III | 2
57.
III | 10
VIII | 3
Nachweise

Das Zisterzienserkloster Mariental bei Helmstedt 1138-1988. Hrsg. vom Braunschweigischen Vereinigten Kloster- und Studienfonds. München: Deutscher Kunstverlag, 1988, S. 181

Friedrich Weise: Schriftmässige leich- und gedächtnüs-predigt von der Liebe Gottes: welche als der hochwürdige, hochedelgebohrne und hochgelahrte herr Johan Andreas Schmid der h. schrift Doctor, der theol. und kirchen-geschichte auf der Kön. Engell. Kuhrfürstl. und Herzogl. Br. Lüneb. julius-universität prof. publ. ord., der theol. facult. senior und des klosters marientahl abt zu helmstet nach einen langwihrigen lager in wahren glauben an seinen heiland den 12 brachm. des 1726. jahrs eingeschlafen, und darauf den 16. brachm. in sein begräbnus in der academischen kirche zur himmels-pforte des nachts gesezet ware/ den folgenden 24 brachm. in gedachter academischen kirche bei volkreicher versamlung von Frihdrich Weisen D. der h. schrift prof. publ. ordinario superint. generali und pastore zum h. Stephano gehalten worden ist. Helmstet: Paul Dieterich Schnorr, [1726], Personalia [unpag.] ( http://diglib.hab.de/wdb.php?dir=drucke/111-helmst-dr-15s&pointer;)
Ahrens, Sabine: Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt (1576–1810). Helmstedt: Landkreis Helmstedt, 2004 (Veröffentlichungen der Kreismuseen Helmstedt, 7)

S. 209 f.

Programma In Exequias Viri Venerabilis Domini Ioh. Andreae Schmidii S. Theologiae Doctoris Et Professoris Ordinarii Facult. Theol. Senioris Et Abbatis Mariaevallensis Cvm Ille Diem Svvm Obiisset D. XII. Jvn. MDCCXXVI. In D. XXIV. Jvn. Indicendas In Academia Jvlia D. XXIII. Jvnii P. P. Helmstadii: Paul Dietrich Schnorr, [1726] (https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/51843/1)

Johann Lorenz von Mosheim: Lavdatio Fvnebris Viri Svmme Venerabilis Io. Andreae Schmidii Vallis Mariae Abbatis Theol. D. Et Prof. Pvbl. Ord. Collegiii Svi Senioris In Jvleo Maiori Ad Diem XXVIII Jvnii Recitata. Helmstadii: Christian Friedrich Weigandt, 1726
Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 8. bis 18. Jahrhundert. Hrsg. von Horst-Rüdiger Jarck mit Dieter Lent [u. a.] Braunschweig: Appelhans, 2006

S. 622 f.

https://www.bbaw.de/die-akademie/akademie-historische-aspekte/mitglieder-historisch/historisches-mitglied-johann-andreas-schmid-2445

Nora Gädeke: Zwischen Weigel und Leibniz – Die Berufung Johann Andreas Schmidts an die Universität Helmstedt, in: Katharina Habermann; Klaus-Dieter Herbst [Hrsgg.]: Erhard Weigel (1625-1699) und seine Schüler. Beiträge des 7. Erhard-Weigel-Kolloquiums 2014, Göttingen: Universitätsverlag, 2016, S. 51-73
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